Film und Kino im Jahr 1952
Zwar liefen in der bundesdeutschen Kinosaison 1951/1952 nur 65 deutsche Spielfilme gegenüber 226 US-amerikanischen Streifen, doch werden deutsche Filme in der Zuschauergunst eindeutig bevorzugt. Nach einer Befragung der Bundesbürger ist der beliebteste Film der bereits 1949 gedrehte Streifen "Die Nachtwache". In der Umfrage sagen 54 Prozent ferner, dass sie am liebsten deutsche Filme sehen. So verwundert es nicht, dass der erfolgreichste Film an den Kinokassen 1952 der rührselige Heimatfilm »Grün ist die Heide« ist. Der Heimatfilm mit Sonja Ziemann und Rudolf Prack als Hauptdarsteller, der bereits im Vorjahr Premiere feierte, lockt 1952 über 12 Millionen Zuschauer in die Kinosäle. Er ist damit der geschäftlich erfolgreichste Film 1952 in Deutschland. Getragen von der Sehnsucht der Kinogänger im Nachkriegsdeutschland nach Harmonie, heiler Welt und privatem Glück erscheinen 1952 weitere Heimatfilme wie "Einmal am Rhein" mit Hauptdarsteller Will Quadflieg oder der Zuckmayer Verfilmung "Der fröhliche Weinberg" u.a. mit den Schauspielern Gustav Knuth und Willy Millowitsch. Auch die heitere und seichte Operettenverfilmung "Die Försterchristel" mit Johanna Matz und Will Quadflieg in den Hauptrollen traf den Nerv der Zeit nach leichter Unterhaltung, genauso wie die von Regisseur Willi Forst inszenierte Operettenverfilmung „Im weißen Rössl“ um die Liebeswirrungen des neuen Oberkellners Leopold im Hotel Weißen Rößl am Wolfgangsee. Der Wunsch nach Ablenkung von den Existenzsorgen und der eigenen Vergangenheit machte selbst bei dem Klassiker der Filmgeschichte keine Ausnahme. Der US-amerikanische Spielfilm „Casablanca“ mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart in den Hauptrollen erscheint 1952 erstmals in den deutschen Kinos. Der bereits zehn Jahre zuvor in den USA uraufgeführte Film wird in der deutschen Fassung jedoch um ganze 25 Minuten gekürzt und zum Teil falsch synchronisiert und so fast alle Hinweise auf den zweiten Weltkrieg bzw. das Nazideutschland entfernt. Die Realität des Alltags wird im Kinojahr 1952 meist verdrängt, doch es gibt auch Ausnahmen: anders gestaltet sich dies beim zeitkritischen deutschen Roadmovie „Nachts auf den Strassen“ der Drehbuchautoren Helmut Käutner und Fritz Rotter unter der Regie von Rudolf Jugert. Der glücklich verheiratete LKW Fernfahrer Schlüter, dargestellt von Hans Albers, beklaut eines Nachts einen Verkehrstoten und nimmt anschließend die junge Anhalterin Inge, dargestellt von Hildegard Knef, mit. Der Flirt mit ihr erweist sich als verhängnisvoll und Schlüter verfängt sich in die kriminellen Machenschaften von Inges Freund. Der von Filmkritikern als bester Spielfilm des Jahres ausgezeichneter Streifen zeigt Hans Albers in einer seiner wohl besten Rollen.
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